Zwischen Holzmasken, Feuer und Kuh-Duellen
Lesezeit: 4 Min.
Publikation: 27. November 2025, Jessy
Thür
Die Schweiz ist nicht nur Land der Schokolade, der Uhren und
der schroffen Alpen – sie ist auch Heimat aussergewöhnlicher, skurriler Feste.
Abseits der grossen Musik- und Stadtevents gibt es Traditionen, die zutiefst
verwurzelt sind und gleichzeitig so merkwürdig wirken, dass sie Touristen wie
Einheimische gleichermassen verblüffen.Tschäggättä im Lötschental
Im Walliser Lötschental treibt einmal im Jahr das Brauchtum
sein wildes Spiel: Am „Feistä Frontag“ (ein lokaler Fasnachtstag) ziehen die
sogenannten Tschäggättä durch die schneebedeckten Dörfer. Diese Gestalten
tragen groteske Holzmasken, Felle und scheppernde Glocken, während sie
lautstark durch die Gassen ziehen.
Die Masken sind Ausdruck eines uralten Winteraustreibungsrituals und wirken
gleichzeitig beängstigend und faszinierend. Begleitet wird das Spektakel von Guggenmusik,
lauten Blech- und Trommelklängen und einem kräftigen Glockengeläut.
Chienbäse in Liestal
Wenn die Fasnacht naht, brennt in Liestal buchstäblich die
Luft: Bei der Prozession Chienbäse (übersetzt etwa: „Kien-Besen“) tragen
hunderte Menschen brennende Fackeln aus Kienholz durch die Altstadt, dazu
ziehen grosse Wagen mit offenen Holzfeuern.
Die Feuershow hat vermutlich heidnische Wurzeln – und ist ein spektakulärer
Anblick: Flammen, Funken sprühen, und die Hitze reicht bis an die Fassaden der
eng stehenden Häuser. Die Prozession findet am Sonntag nach Aschermittwoch statt und ziehen zehntausende Besucher an.
Sicherheitstipps sind wichtig: Alte, nicht leicht
entzündbare Kleidung wird empfohlen, da Funkenflug und Hitze stark sein können.
Silvesterkläuse in Appenzell
Ein anderes Ritual ist das Silvesterkläuse-Brauchtum im
Appenzeller Land. Am 31. Dezember (nach dem gregorianischen Kalender) – und
teilweise erneut am 13. Januar (nach dem julianischen) – ziehen maskierte
Gestalten durch die Dörfer.
Die „Kläuse“ (Ausführende des Brauchs) tragen je nach Rolle unterschiedliche
Kostüme: „Schöne“, „Wüeschte“ oder „Schöwüeschte“ – von schön bis
furchterregend. Sie springen von Hof zu Hof, läuten grosse Kuhglocken und
singen langsame, melancholische Jodellieder („Zäuerli“), um gute Wünsche fürs
neue Jahr zu überbringen.
Dieser Brauch ist so bedeutend, dass er als immaterielles Kulturerbe gilt.
Pschuuri in Splügen
In der Region Graubünden läuft das Fasnachtsfest Pschuuri in
eine sehr kontroverse Richtung: Am Aschermittwoch werden manche Frauen mit
einer schwarzen Mischung beschmiert – ein alter Brauch, der heutzutage durchaus
Diskussionen auslöst.
Die sogenannten „Maschgera“ streifen durch die Stadt, suchen nach „versteckten“
Frauen oder Schulkindern und bemalen sie. Am Abend gibt es dann ein geselliges
Beisammensein bei traditionellem Essen – zum Beispiel mit „Räsimäda“
(Kartoffelgericht) und Eiersalat.
Dieser Brauch ist tief historisch verwurzelt, er lässt sich
bis ins Mittelalter zurückverfolgen und gilt in der Region als traditionelles
Winterauskehrungsfest.
La Fête du Slip – das alternative Filmfestival
Vielleicht nicht so sehr ein traditionsreiches Volksfest,
aber sicher eines der unkonventionellsten Festivals in der Schweiz: La Fête du Slip in Lausanne ist ein multidisziplinäres Festival mit Schwerpunkt auf
Körper, Sexualität und Gender.
Hier werden alternative Pornofilme gezeigt, es gibt Workshops, Diskussionen –
der Fokus liegt auf Kunst, Diversität und einer positiven Sicht auf Sexualität.
Für viele mag das auf den ersten Blick skurril sein, aber das Festival leistet
einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag zur Sichtbarkeit und zum Nachdenken
über Körper und Identität.
Skurril, faszinierend, kulturell bedeutend
Diese Festivals zeigen, wie vielfältig und gleichzeitig tief
verwurzelt Schweizer Brauchtümer sein können. Von lodernden Feuern über
schaurige Masken bis hin zu provokanter Kunst – sie alle sind Spiegel einer
bunten, manchmal merkwürdigen, aber stets lebendigen Kultur. Wer abseits der
touristischen Klassiker unterwegs ist, wird in der Schweiz immer wieder auf
Feste stoßen, die überraschen, irritieren und begeistern.
Weitere skurrile
Events in der ganzen Schweiz finden Sie auf eventkalender.ch, dem
umfassenden Veranstaltungsportal für Events jeder Art.
Bitte beachten Sie, dass alle Angaben ohne Gewähr sind und
Änderungen vorbehalten bleiben. Wir empfehlen, aktuelle Informationen direkt
auf den jeweiligen Webseiten einzusehen.
Bildquelle: Bild von rawpixel.com auf Freepik
Zwischen Holzmasken, Feuer und Kuh-Duellen
Lesezeit: 4 Min.Publikation: 27. November 2025, Jessy Thür
Die Schweiz ist nicht nur Land der Schokolade, der Uhren und der schroffen Alpen – sie ist auch Heimat aussergewöhnlicher, skurriler Feste. Abseits der grossen Musik- und Stadtevents gibt es Traditionen, die zutiefst verwurzelt sind und gleichzeitig so merkwürdig wirken, dass sie Touristen wie Einheimische gleichermassen verblüffen.
Tschäggättä im Lötschental
Im Walliser Lötschental treibt einmal im Jahr das Brauchtum sein wildes Spiel: Am „Feistä Frontag“ (ein lokaler Fasnachtstag) ziehen die sogenannten Tschäggättä durch die schneebedeckten Dörfer. Diese Gestalten tragen groteske Holzmasken, Felle und scheppernde Glocken, während sie lautstark durch die Gassen ziehen.Die Masken sind Ausdruck eines uralten Winteraustreibungsrituals und wirken gleichzeitig beängstigend und faszinierend. Begleitet wird das Spektakel von Guggenmusik, lauten Blech- und Trommelklängen und einem kräftigen Glockengeläut.
Chienbäse in Liestal
Wenn die Fasnacht naht, brennt in Liestal buchstäblich die Luft: Bei der Prozession Chienbäse (übersetzt etwa: „Kien-Besen“) tragen hunderte Menschen brennende Fackeln aus Kienholz durch die Altstadt, dazu ziehen grosse Wagen mit offenen Holzfeuern.Die Feuershow hat vermutlich heidnische Wurzeln – und ist ein spektakulärer Anblick: Flammen, Funken sprühen, und die Hitze reicht bis an die Fassaden der eng stehenden Häuser. Die Prozession findet am Sonntag nach Aschermittwoch statt und ziehen zehntausende Besucher an.
Sicherheitstipps sind wichtig: Alte, nicht leicht entzündbare Kleidung wird empfohlen, da Funkenflug und Hitze stark sein können.
Silvesterkläuse in Appenzell
Ein anderes Ritual ist das Silvesterkläuse-Brauchtum im Appenzeller Land. Am 31. Dezember (nach dem gregorianischen Kalender) – und teilweise erneut am 13. Januar (nach dem julianischen) – ziehen maskierte Gestalten durch die Dörfer.Die „Kläuse“ (Ausführende des Brauchs) tragen je nach Rolle unterschiedliche Kostüme: „Schöne“, „Wüeschte“ oder „Schöwüeschte“ – von schön bis furchterregend. Sie springen von Hof zu Hof, läuten grosse Kuhglocken und singen langsame, melancholische Jodellieder („Zäuerli“), um gute Wünsche fürs neue Jahr zu überbringen.
Pschuuri in Splügen
In der Region Graubünden läuft das Fasnachtsfest Pschuuri in eine sehr kontroverse Richtung: Am Aschermittwoch werden manche Frauen mit einer schwarzen Mischung beschmiert – ein alter Brauch, der heutzutage durchaus Diskussionen auslöst.Die sogenannten „Maschgera“ streifen durch die Stadt, suchen nach „versteckten“ Frauen oder Schulkindern und bemalen sie. Am Abend gibt es dann ein geselliges Beisammensein bei traditionellem Essen – zum Beispiel mit „Räsimäda“ (Kartoffelgericht) und Eiersalat.
Dieser Brauch ist tief historisch verwurzelt, er lässt sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen und gilt in der Region als traditionelles Winterauskehrungsfest.
La Fête du Slip – das alternative Filmfestival
Vielleicht nicht so sehr ein traditionsreiches Volksfest, aber sicher eines der unkonventionellsten Festivals in der Schweiz: La Fête du Slip in Lausanne ist ein multidisziplinäres Festival mit Schwerpunkt auf Körper, Sexualität und Gender.Hier werden alternative Pornofilme gezeigt, es gibt Workshops, Diskussionen – der Fokus liegt auf Kunst, Diversität und einer positiven Sicht auf Sexualität. Für viele mag das auf den ersten Blick skurril sein, aber das Festival leistet einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag zur Sichtbarkeit und zum Nachdenken über Körper und Identität.
Skurril, faszinierend, kulturell bedeutend
Diese Festivals zeigen, wie vielfältig und gleichzeitig tief verwurzelt Schweizer Brauchtümer sein können. Von lodernden Feuern über schaurige Masken bis hin zu provokanter Kunst – sie alle sind Spiegel einer bunten, manchmal merkwürdigen, aber stets lebendigen Kultur. Wer abseits der touristischen Klassiker unterwegs ist, wird in der Schweiz immer wieder auf Feste stoßen, die überraschen, irritieren und begeistern.Weitere skurrile Events in der ganzen Schweiz finden Sie auf eventkalender.ch, dem umfassenden Veranstaltungsportal für Events jeder Art.
Bitte beachten Sie, dass alle Angaben ohne Gewähr sind und Änderungen vorbehalten bleiben. Wir empfehlen, aktuelle Informationen direkt auf den jeweiligen Webseiten einzusehen.
Bildquelle: Bild von rawpixel.com auf Freepik

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